Hallo allerseits,
ich bin jetzt seit 2 Monaten im kaum aushaltbar kalten Sibirien – aber ich lebe noch 🙂
Ich verbringe mein 4. Theoriesemester an der Polytechnischen Universität in Tomsk und belege dort verschiedene Kurse in den Ingenieurwissenschaften, der Finanzlehre und der interkulturellen Kommunikation.
Tomsk selbst liegt ziemlich in der südlichen Mitte Sibiriens.
Tomsk ist eine Studentenstadt. Hier gibt es um die 100.000 Studenten (sic !). Das merkt man besonders im Studentenviertel, dem Lenin-Viertel und dem Leninprospekt (Hauptstraße) – überall junge Menschen! Daraus resultierend ist das Leben hier sehr angenehm. Viele Cafés, Imbisse, Bars und daneben bietet Tomsk auch noch viele kulturelle Möglichkeiten und einige architektonische Schönheiten. Hier sind Holzhäuser mit dekorativen Schnitzereien sehr verbreitet. Das ist schön anzusehen und gibt eine nette Abwechslung.
Studieren ist hier auch sehr interessant. Austauschstudenten, die ein Programm auf Englisch besuchen, werden getrennt von den russischen Studenten unterrichtet. Bei einer Auswahl von 50 Kursen ergibt es sich daher schnell, dass man nur 3–5 Kommilitonen in einer Vorlesung ist. Sehr interessant.
Auch der Fokus wird hier auf ganz andere Sachen gelegt – man merkt, dass man an einer technischen Universität studiert und der Fokus ganz klar auf die theoretischen Grundlagen gelegt wird. Mich würde interessieren, ob das auch so an deutschen Universitäten ist. An der DHBW ist es merklich anders! Auch wird hier viel über Hausarbeiten gemacht. So besteht meine Note nicht nur zu 100% aus einer Endklausur, sondern z.B. aus 2 Hausarbeiten, 2 Tests nach jeweils 50% der Vorlesungen und 6 Laborberichten. Mir gefällt dieses System, da ich den Arbeitsaufwand somit über das ganze Semester verteilen kann.
Die Ausstattung der Räume ist größtenteils modern, die andere Hälfte kurz vor Exitus. Das macht es aber so charmant und gibt jedem Tag einen neuen Kick.
Neben den Vorlesungen besuche ich noch außercurricular jeden Tag einen Russischkurs. Dieser ist echt toll, da sich mein Russisch tatsächlich schnell verbessert und ich immer leichter hier im Alltag agieren kann – denn viele ältere Russen sprechen kein Englisch und da Kommunikation am besten über Sprache funktioniert, ist es wichtig die Landessprache zu sprechen.
Verreisen konnte ich bisher noch nicht viel. Aber ich konnte 2 Kurse vorzeitig abschließen und habe mir somit ein langes Wochenende von Freitag bis Dienstag geschaffen, dass ich in Zukunft hoffentlich gut ausnutzen kann – denn Reisen dauert in Russland lange. Nach Moskau sind es mit dem Zug nämlich mehr als 4 Tage! In die andere Richtung – an den Pazifik auch. VERRÜCKT!
Ich freue mich schon auf die nächsten Monate und die warmen Temperaturen
Gruß an die Kollegen
Marcel